Gourrama: Ein Roman aus der Fremdenlegion by Friedrich Glauser

Gourrama: Ein Roman aus der Fremdenlegion by Friedrich Glauser

Autor:Friedrich Glauser
Die sprache: de
Format: mobi
Tags: Roman, Deutsche Bücher
veröffentlicht: 2011-12-15T21:49:59+00:00


Das Kloster

Fernab von den wenigen Häusern, die im Schutze des Postens hocken, steht ein sonderbarer Bau, den eine drei Meter hohe Mauer beschützt. Viele haben vergeblich versucht, die Mauer zu übersteigen, Senegalneger und algerische Tirailleurs, Spahls und Gums; selbst wenn ein Mann auf die Schultern seines Kameraden klettert und sich am First anklammern will, um sich hochzuziehen, gleiten seine Hände von der schief nach außen abfallenden Fläche ab, und seine Finger schneiden sich an den Flaschenscherben, die zackig-glitzernde Ornamente bilden.

Tagsüber herrscht hinter diesen Mauern tiefes Schweigen. Am Abend jedoch und bisweilen an den Löhnungstagen, die Nacht hindurch, rötet ein schwacher Schein die Luft über dem dachlosen Viereck, ein Summen dringt aus dem Bau, das bei aufmerksamem Lauschen in wüste Schreie und schrillen Gesang zerfällt. Aber die Töne verlieren ihre Kraft, bevor sie noch die dicken Mauern durchdrungen haben, nach oben jedoch sind sie ein riesiges Megaphon, das den verworrenen Lärm in einen stummen Himmel sendet.

An einer Ecke ist die Mauer in Form eines romanischen Bogens durchbrochen, in der Nische, die durch die Türe gebildet wird, kann man die Dicke der Mauern messen; ein Mann kann sich dort bequem verstecken. Die Türe, die den Eingang ins Innere versperrt, ist aus viereckigen, spanndicken Bohlen gefügt; diese werden noch von drei Bändern aus geschmiedetem Eisen zusammengehalten. Die Tür ist ganz glatt, kein Schlüsselloch ist an ihr zu sehen. Innen aber sind drei Riegel angebracht, oben, in der Mitte und unten; richtige Gefängnisriegel, die sich noch durch Vorlegeschlösser sichern lassen.

Im Hof liegen, links vom Eingang, sieben niedere Zellen in einer Reihe; auch deren Türen tragen Riegel und Ringe zum Anbringen von Schlössern.

Der Zellenreihe gegenüber, und von ihr geschieden durch einen breiten gepflasterten Hof, öffnen sich zwei große Räume, deren niedriges Dach von der Umfassungsmauer noch um einen Meter überragt wird. Diese Räume sind kahl, in dem einen stehen zwei tönerne Schalen, die, gefüllt mit glühenden Holzkohlen, als Kochherde dienen. Der Fußboden des anderen Raumes ist mit zerschlissenen Alfamatten belegt. In einer Ecke erhebt sich, zusammenhängend mit der Mauer und aus dem gleichen Stoff wie diese, ein länglicher Block, das Bett darstellend. Eine dünne Matratze liegt darauf.

Vor der schweren Türe wurde der Chef ungeduldig. Seine Fäuste vermochten den Bohlen keinen Laut zu entlocken. So entschloß er sich endlich zu einem gedämpften Rufen: »He, Fatma Aroua mna.« Und ebenso gedämpft wiederholte der Chor: »Aroua mna!« »Viens ici!« rief der Chef. »Come on«, krächzte Smith. Da auch dies Rufen erfolglos blieb, wurde der alte Kainz vorgeschickt, der einzige, der genagelte Schuhe trug. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die Tür und schlug mit einem Absatz gegen das Holz. Obwohl der Ton, den er hervorbrachte, kaum lauter war als das Klopfen der Fäuste, schien sich doch innen etwas zu regen. Der Chef antwortete einer ängstlichen Frauenstimme in arabischer Sprache. Lange dauerten die Verhandlungen. Der Chef erklärte den anderen, die Alte wolle nicht öffnen, sie habe Angst vor dem Capitaine Materne, der verboten habe, Legionäre nach Mitternacht einzulassen. Der Chef schien aber endlich doch ein unwiderstehliches Argument gefunden



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